Der Neubeginn nach 1945

Zweiundzwanzig Sportkameraden der Abteilung Hockey fielen in den sechs Kriegsjahren. Ein Teil der Spieler fand sich nach Ende des Krieges wieder zusammen und gründete 1946 die Hockey-Abteilung aufs Neue. Sportlich gelang im Jahr 1949 der Herren-Mannschaft der Aufstieg in die Landesklasse Sachsen-Anhalt. Die Neugründung einer Damen- und Jugend- sowie erstmals einer Knaben-Mannschaft erfolgte ein Jahr später. Diese hatten es am Anfang schwer gegen die spielstarken Teams von Motor Köthen, Lokomotive Magdeburg, Wissenschaft Halle u.a., mitunter wurde sogar zweistellig verloren. Durch zielstrebiges Training konnten die Leistungen, wenn auch sehr mühselig auf dem Hartplatz ständig verbessert werden. Im Jahr 1951 erzielte die Herren-Mannschaft mit dem Gewinn des Pokals der Sportvereinigung Chemie einen beachtlichen Erfolg. Im Endspiel wurde die höherklassige Mannschaft von Chemie Buna Schkopau 2:1 bezwungen. Der erste ganz große Erfolg gelang der Herren-Mannschaft 1952 bei der DDR-Meisterschaft im Hallen-Hockey mit dem Gewinn des Vizemeistertitels in der Messehalle Leipzig hinter der einheimischen Mannschaft von Einheit Zentrum Leipzig vor 2000 Zuschauern. Auch die Leunaer Damen-Mannschaft errang ihren größten Erfolg im Hallenhockey. Sie belegte 1953 bei den DDR-Meisterschaften Platz 3, nur ein Punkt mehr hätte zum Meistertitel gereicht.

1955/56 kam die Herren-Mannschaft bei den Spielen um den seiner Zeit bedeutsamen FDGB-Pokal bis in das Halbfinale. Erst durch die 1:2 Niederlage bei dem damals der Spitzenklasse angehörenden HSG Wissenschaft Rostock wurde das Pokalfinale knapp verfehlt. 1956 im Jahr des 25. Hockeyjubiläums gelang der Herrenmannschaft dann erstmals der Aufstieg in die höchste Spielklasse, die Oberliga.

Unter tatkräftiger Hilfe auch der Mitglieder der Abteilung Hockey wurden Ende der 50er Jahre die zwei Rasenplätze geschaffen.

Bis zum Bau der Mauer im Jahr 1961 gab es auch viele sportliche Wettkämpfe mit Mannschaften der BRD und Westberlins. Insbesondere mit dem TFC Ludwigshafen – das Leuna-Werk war vor dem Zweiten Weltkrieg eine Tochter der BASF Ludwigshafen – verbanden uns starke sportliche und persönliche Beziehungen. Aber auch an Vergleiche gegen Mannschaften in Wolfsburg, Alzey, Marktbreit, Würzburg und Westberlin (Zehlendorfer Wespen, Reinickendorfer Füchse) erinnern sich die älteren Hockeyspielerinnen und -spieler gern.

Auch international waren Leunas Hockeyer außerordentlich aktiv, wenn dies auch aus “politischen” Gründen nur in Osteuropa möglich war. Eine besondere Bedeutung erlangten die Spiele gegen den polnischen Elite-Verein HKS Siemianowice, der 1958 von einer Westeuropareise kommend erstmals Gast in Leuna war. Später gab es auch sportliche Begegnungen mit Mannschaften der CSSR und aus den Niederlanden, Österreich und Jugoslawien, wobei letztere jeweils nur in Leuna oder im befreundeten Polen möglich waren.

Die Jahre der größten Erfolge

Die Herren-Mannschaft, die 1970 den ersten DDR-Meistertitel nach Leuna holte

Zurückschauend waren die 70er und 80er Jahre die sportlich erfolgreichste Zeit des Leunaer Hockey-Sportes. Den größten Erfolg errang die Herrenmannschaft 1970 als sie unter der Leitung des uns allen unvergessenen Trainers Helmut Stöhr DDR-Meister im Hallenhockey wurde. Zu Gute kam dem Team, das bereits jeweils 1968 und 1969 in die Endrunde der Meisterschaft gekommen war, dass zuvor die Nationalspieler Jürgen Mueller (SC Motor Jena), Rüdiger Kasch und Klaus-Dieter Schaltonat (beide SC Leipzig), sowie der Ex-Leunaer Eberhard Tippelt (Motor Köthen) nach Leuna geholt werden konnten – ein Verdienst unseres langjährigen Vorsitzenden Eberhard Klotz, der geschickt die damaligen Möglichkeiten, die das Leuna-Werk bot, zu nutzen wusste, aber auch ein Verdienst des einstigen Spielführers Werner Pinkert, der das Ganze einfädelte. In den Folgejahren gelang dem gleichen Team im Hallenhockey der Vizemeistertitel (1971) sowie die Plätze drei (1972) und vier (1973).

Die “Schüler”-Mannschaft, die 1972 im Hallenhockey die Bronze-Medaille gewann

Den Trainern Hans Ulrich, Werner Pinkert, Hans-Georg Poczatek und Thomas Hoffmann ist es zu danken, dass in dieser Zeit sich auch die Leunaer Nachwuchs-Mannschaften zu den besten unseres Landes entwickelten. So errang die Knaben Mannschaft 1972 im Hallenhockey und 1978 im Feldhockey jeweils die Bronze-Medaille.

Im Jahr 1974 wurde die männliche Jugend-Mannschaft erstmals DDR-Meister im Hallenhockey

Noch erfolgreicher war in den 70iger Jahren die männliche Jugendmannschaft. Sie wurde dreimal Meister und viermal Vizemeister der DDR. Wenn auch Thomas Hoffmann aus nachvollziehbaren Gründen mit dem weiblichen Sektor nicht ganz so erfolgreich sein konnte, so verdient sein Engagement auch deshalb Anerkennung, weil es, wenn auch nach zeitweiser Unterbrechung, sich heute erfolgreich fortsetzt.

Dank der guten Nachwuchsarbeit gehörte unsere Herrenmannschaft von 1975 bis 1990 zu den besten in der DDR. Sie errang nach zunächst schwächeren Jahren 1978 erstmals mit dem drittem Platz eine Medaille im Feldhockey und wurde in der Halle Vizemeister des Landes hinter den seiner Zeit “unschlagbaren” Osternienburgern. Ab Anfang der 80er Jahre erreichte das Team in der höchsten Spielklasse stets eine Platzierung unter den ersten Vier. Zehn Leunaer Nationalspieler und eine Nationalspielerin bestritten insgesamt 210 Länderspiele:

Andreas Rehder, Eberhard Tippelt, Klaus Kintscher, Klaus-Dieter Schaltonat, Thomas Poczatek, Thomas Münch, Rüdiger Kasch, Thomas Hoffmann, Jürgen Mueller, Andreas Hoffmann, Birgit Wagenbrenner

Während Rüdiger Kasch und Jürgen Mueller das Glück hatten, 1968 an den Olympischen Spielen in Mexiko teilnehmen zu können, blieb dieses 1980 Andreas Rehder und Thomas Poczatek versagt. Beide saßen damals auf gepackten Koffern, um mit der Nationalmannschaft an den Olympischen Spielen in Moskau teilnehmen zu können. Nachdem dann aber durch die Zusage des ”Hockeyentwicklungslandes” Tansania als sechstes Land formal die Hockey-“Rumpf-Olympiade” gesichert war, konnte der DTSB-Vorsitzende Manfred Ewald den Hockey-Sport endgültig international begraben. Damit war die im Jahr 1969 eingestellte Förderung des Hockeysportes mit den heute noch sichtbaren Folgen, endgültig vollzogen.